Invasive Neophyten und Problempflanzen

22. Feb 2021

Invasive Neophyten und Problempflanzen verbreiten sich häufig an Autobahnen und Bahnböschungen entlang und gelangen so auf landwirtschaftliche Nutzfläche In den letzten Jahren hat ihre Verbreitung stark zugenommen. Meist ist bei kleinen Beständen die effektivste Bekämpfung das Ausreissen oder Aushacken. Ein möglichst frühes Eingreifen ist auf jedenfalls empfehlenswert.

Einjähriges Berufkraut

Einjähriges Beufkraut

Insbesondere das Einjährige Berufkraut hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Es ist wohl in der Landwirtschaft einer der bedeutendsten Neophyten. Es breitet sich an Strassenrändern, aber auch in Weiden und extensiven Wiesen stark aus. Die effektivste Bekämpfung ist bei kleinen Beständen das Ausreissen oder Aushacken. Mähen hilft wenig. Deshalb ist eine frühe Erkennung besonders wichtig.

Das Einjährige Berufkraut (Erigeron annuus) ist eine krautige Pflanzenart aus der Familie der Korbblütler und ein ausserordentlich invasiver Neophyt. Die Blüten bilden bis zu 50´000 flugfähige Samen pro Pflanze und erscheinen ab Mai und Juni. Es wird mit Vorteil möglichst früh und – besonders wichtig – samt den Wurzeln weggejätet. Gemäss der Kampagne «Weniger Berufkraut – mehr Vielfalt» gelingt dies am besten mit Hilfe einer leichten Hacke, eines kleinen Handpickels oder mit dem eigens dafür entwickelten «Berner Unkrautzieher».

Wichtig: Blühende Pflanzen nach dem Aushacken immer sofort in einen Plastiksack packen, diesen verschlossen lagern und über den Kehricht entsorgen. Den Samen von abgeschnittenen oder ausgerissenen Blütenständen können noch lange nachreifen.

Wird das Einjährige Berufkraut im Jahreslauf nur gemäht, wird es zu einer mehrjährigen, recht buschigen und reichblühenden Pflanze. Nur bei mehrmaligem Schnitt pro Jahr kann das Blühen, die Samenbildung und Weiterverbreitung verhindert werden. Folgeeinsätze in den kommenden Jahren sind unerlässlich.

Da durch mähen alleine eine Eliminierung nicht erreicht werden kann, wird eine Kombination von Mähen und Ausreissen empfohlen: Grosse Bestände von aussen her ausreissen, die Kernzone wird gemäht. Das Merkblatt der KVU gibt dazu noch weiter Auskunft. Falls bei BFF-Flächen aufgrund der Bekämpfung deren Anforderungen an die Mähnutzung nicht eingehalten werden können, braucht es ein Gesuch bei der Abteilung Naturförderung (ANF) des Kantons Bern.

Es liegt auch im Interesse des Bewirtschafters, das einjährige Berufkraut frühzeitig zu bekämpfen. Je früher desto einfacher. Ausserdem verschlechtert das einjährige Berufkraut den Futterwert von Wiesen und Weiden, in QII-Flächen führt es zum Verlust der Qualität. Auf BFF-Flächen müssen Problempflanzen wie Neophyten gemäss DZV bekämpft werden. In schlimmen Fällen könnte der übermässige Besatz zum Ausschluss aus der Landwirtschaftlichen Nutzfläche führen.

Bilder einjähriges Berufkraut

Jakobskreuzkraut und Schmalblättriges Greiskraut

Blüte Jakobskreuzkraut

Deshalb sind das Jakobskreuzkraut und das Schmalblättrige Greiskraut zu bekämpfen
Das Jakobskreuzkraut ist zwar kein invasiver Neophyt, für die Landwirtschaft ist das Kraut jedoch aufgrund seiner Giftigkeit trotzdem problematisch. Die Gifte (Alkaloide) sind sehr heimtückisch, da sie sich im Körper anreichern und sich so die Tiere schleichend über die Jahre vergiften. Weiter ist problematisch, dass sich die Toxine des Jakobskreuzkrautes im konservierten Futter (Heu, Emd oder Silage) halten und dort von den Tieren nicht erkannt und somit gefressen werden. Beim Weiden wird das Jakobskreuzkraut wegen dem bitteren Geschmack meist von den Tieren verschmäht.
Im Gegensatz zum Jakobskreuzkraut ist das Schmalblättrige Greiskraut aus derselben Familie ein invasiver Neophyt. Die Pflanze stammt ursprünglich aus Südafrika und ist auch sehr giftig. Wegen der Gefahr der Verunreinigung von Weizen und somit Giftstoffen im Brot, wird es dort sehr gefürchtet. Daneben gibt es noch weitere einheimische Kreuzkrautarten, welche giftig und zu kontrollieren sind: Grauhaariges Kreuzkraut, Alpen-Kreuzkraut und Wasserkreuzkraut.

Die Kreuzkräuter und das Greiskraut können sehr viele Samen bilden, welche durch Wind oder Fahrzeuge weiterverbreitet werden. Damit die Verbreitung möglichst eingeschränkt werden kann, ist es unbedingt nötig, dass Jakobskreuzkraut und Schmalblättriges Greiskraut korrekt und früh bekämpft werden, insbesondere an Strassen- und Autobahnböschungen, welche sonst als «Verbreitungskorridore» dienen. Dieselbe Problematik mit der Verbreitung besteht beim invasiven Neophyten einjähriges Berufkraut. Ein einmaliges Mähen reicht nicht für eine Eindämmung oder Bekämpfung!

Bekämpfung und Eindämmung
(siehe auch unten verlinkte Merkblätter und Webseiten)
Jakobskreuzkraut, Alpenkreuzkraut
- Wichtigstes Gebot: nicht versamen lassen!
- Kleine Bestände: Ausreissen, möglichst vor der Blüte. Material mit Blüten in den Kehricht. Ansonsten kompostieren nichtblühender Pflanzen möglich.
- Weide: regelmässig kontrollieren und Pflanzen entfernen, Weidereste mit Kreuzkraut mähen und abfüren.
- Mähen: Das erste Mal möglichst, wenn die Hälfte der Pflanzen blühen (ca. Enge Juni). Zweimal pro Jahr mähen, Schnittgut abführen.
- Chemische Einzelstockbekämpfung mit zugelassenen PSM möglich. Empfohlen im Rosettenstadium (vor der Blüte).
Schmalblättriges Greiskraut
- Nicht versamen lassen
- Eine Kombination von Ausreissen und Mähen wird empfohlen: nach dem Mähen blühen die Pflanzen nach 6-8 Wochen wieder.
- Chemische Bekämpfung: Einzelstockbehandlung mit Glyphosat möglich.

Unterhalt der Autobahnen
Die Grünflächen entlang der Autobahn werden im Auftrag der ASTRA vom Berner Tiefbauamt gepflegt. Gemäss Rückmeldung des ASTRA sei die Bekämpfung von Neophyten und giftigen einheimischen Pflanzen ein Dauerbrenner. Es seien auch schon Studien durchgeführt worden zur Bekämpfung gewisser Problempflanzen, zum Beispiel zur Bekämpfung des Schmalblättrigen Greiskrautes. Trotzdem würden immer wieder auf gewissen Abschnitten solche Problempflanzen auftauchen.

Bilder Jakobskreuzkraut

Bilder Schmalblättriges Greiskraut

Was sind invasive Neophyten

Neophyten: gebietsfremde Pflanzenarten, die nach 1500 durch menschliche Aktivitäten absichtlich oder unabsichtlich eingeführt wurden und wildlebend etabliert sind (Quelle: infoflora.ch).

Invasive Neophyten: Neophyten, die sich stark und rasch auf Kosten von einheimischen Arten ausbreiten und dadurch Schäden verursachen (Quelle: infoflora.ch)

Wenn man von Neophyten spricht meint man meist die invasiven Neophyten, weil vor allem diese problematisch sind. 

Weitere invasive Neophyten

Weitere weitverbreitete invasive Neophyten sind zum Beispiel Sommerflieder, Riesen-Bärenklau, Drüsiges Springkraut, Japanischer Stauden-Knöterich oder die Kanadische Goldrute. 

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